Kleiner Reisebericht zum September-Neumond 2023 nach Südafrika

Noch vor Corona hatten 6 Backnanger Sterngucker eine Reise zu Hottie nach Vryburg in Südafrika geplant und die Flüge schon gebucht. Leider hatte uns Corona einen Strich durch die Rechnung gemacht und wir mussten alles verschieben.

Den September habe ich mir ausgesucht, weil da die Magellanschen Wolken am besten zu beobachten sind und das für mich schon immer ein Traum war diese wenigstens einmal live sehen zu dürfen. 2022 konnten wir wieder für 2023 planen, aus verschiedenen Gründen sind von den 6 Interessenten nur noch 3 übrig geblieben. Völlig überraschend verstarb 2 Tage vor dem Abflug unser Micha Altvater, Holger Weber und ich waren völlig geschockt und die Überlegung war schon da alles abzubrechen. Holgi und ich kamen dann aber doch zu dem Entschluss, dass Micha das nicht gewollt hätte.

Wir hatten Direktflüge ab Frankfurt gebucht und so ein Nachtflug mit einer Boeing 747 ist schon sehr angenehm, zumal man die knappen 11 Stunden auch noch auf der gleichen Zeitzone im Sommer fliegt.

Hottie wollte vorab schon ein Bild von uns haben, damit er uns am Flughafen in Johannesburg gleich erkennen kann. Michas Idee unsere Backnanger Sterngucker Shirts anzuziehen habe ich auch umgesetzt. Hottie hat uns gleich erkannt, wir ihn allerdings auch. Mit seinem Farmerhut kam er gleich strahlend auf uns zu und sein Bus parkte auch nicht weit weg vom Ausgang.

Auf Hottie bin ich gekommen durch mehrere Berichte von Timm Klose, den viele von etlichen Teleskoptreffen her kennen. Das eigentliche Mekka der Astrofotografen ist ja Namibia, dort gibt es mittlerweile etliche Farmen, die sich auf Astronomie Touristen eingestellt haben. Da gibt es fast alles an Ausrüstung zum Mieten, so einen Aufenthalt lassen die sich natürlich auch ordentlich zahlen.

Hottie kutschierte uns die 400km mit seinem VW-Bus auf seine Farm, von Johannesburg aus Richtung Namibia, in der Nähe des kleinen Städtchens Vryburg, was die Südafrikaner allerdings wie unser Freiburg aussprechen. Bemerkenswert wie man auf 1200m über dem Meer hunderte von Kilometer keine Berge sieht, alles flach. Natürlich gab es ein paar Baustellen und Hottie pflügte durch die Schotterpisten, dass Holgi seine Tasche mit der Kameraausrüstung krampfhaft auf seinem Schoss festhielt.

Auf Hotties Farm angekommen wurden wir herzlich von seiner Frau Sarah, Raffi dem Sohn und einer Schar verschmuster Hunde empfangen. Es gab 2 kleinere Cottages und auch noch Zimmer hinter dem Aufenthaltsraum. Holgi entschied sich für das am Rand stehende Cottage, damit hatte er einen kurzen Weg zu seiner Montierung und wenn die Fotoausrüstung einmal läuft kann er sich auf ein Nickerchen zurückziehen und die ganze Nacht ausnützen. So war zumindest sein Plan.

Ich nahm das Rund-Cottage gegenüber dem Aufenthaltsraum, dort wurde gefrühstückt und zu Abend gegessen, wenn nicht gegrillt wurde. Apropos Abendessen: auf einer Rinderfarm zauberte Hottie natürlich die Steaks in Perfektion, aber Sarah, schabte die besten Spätzle zum Rindergulasch jenseits des Schwabenlands! Und das obwohl Sarah aus Westfalen kommt.

Mit der Astronomie holperte der Start noch etwas, die ersten 2 Tage hatten wir wohl noch Rauch am Horizont und etwas in der Atmosphäre. Laut Hottie sind erst vor kurzem unweit seiner Farm 4-5 Farmen abgebrannt, ein Gebiet etwa so groß wie das Saarland.

Ich hatte mir aus dem Astroschuppen das 100mm Bino geholt und die bekannten Objekte in der Milchstraße angeschaut. Am nächsten Tag nahm ich mir mal die 2 Dobson mit 16“ vor. Mit Entsetzen musste ich feststellen, dass beide Spiegel durch einen Belag auf der Oberfläche so nicht zu nutzen waren.

Ich entschied mich für den Dobson von Patrice, ich hatte im Vorfeld schon mit ihm gemailt wegen der Nutzung seines Teleskopes. Eigentlich wollte er ihn schon vorher im Mai nach einem Besuch bei Hottie nach Hause nehmen, was aber zu meinem Glück noch nicht passiert war.

Nach einer gefühlvollen Reinigung, nur mit Wasser und Spülmittel ohne mechanische Belastung wurde er mit destilliertem Wasser abgeschwenkt und in der Sonne getrocknet. Nun konnte es im Detail losgehen, während Holgi mit Entsetzen feststellen musste, dass an seiner Montierung in der zweiten Nacht der Antriebsriemen kaputt gegangen ist. Wenigstens war die Monti schon eingesüdet, sodass er wenigstens ein paar kurz belichtete Aufnahmen machen konnte.

Nun endlich zu den visuellen Highlights des Südhimmels. Das faszinierendste Objekt war für mich der Tarantelnebel in der großen Magellanschen Wolke, gefolgt von 47 Tucanae. Ja Omega Centaurie ist etwas größer, aber was auf den Fotografien nicht so gut herauskommt, ist bei 47 Tucanae der extrem helle Kern, der mich sehr begeistert hat.

Des einen Freud des andern Leid, heißt es doch, mit dem Aufgehen der Magellanschen Wolken verschwindet leider der Eta-Carine-Nebel im Dunst. Die ganzen Schiffssternzeichen sind im Frühling von Südafrika leider auch nicht zu sehen.

Große und kleine Magellansche Wolke, Aufnahme von Holger Weber

Natürlich genossen wir auch die herrlichen Objekte die man sonst noch zu dieser Jahreszeit beobachten kann. Allein das Kreuz des Südens mit dem Kohlensack und dem Schmuckkästchen sind schon sehr beeindruckende Beobachtungen. Unweit von Omega Centaurie befindet sich noch die Galaxie Centaurus A mit der Radio Quelle im Kern. Da hatte ich mir etwas mehr an Details erhofft, die meine ich auf der Insel LaPalma in fast gleicher Qualität schon beobachtet zu haben.

NGC 4945 die Gold Dollar Galaxy, der Fornax-Propeller, die südlichen Plejaden, die Juwelen des Zentauren und noch etliche neue Galaxien bis tief in den Eridanus hinein waren toll zu beobachten.

Zentrum der Milchstraße, Aufnahme von Holger Weber

Unbedingt erwähnt werden muss auch unsere Milchstraße. Es stimmt tatsächlich man sieht sie in der gleichen Qualität vom Horizont über den Zenit wieder bis zum Horizont. Und all die Higlights beginnend im Skorpion, der senkrecht über uns stand, wie der Lagunen-,Triffid-, Omega- und Adler-Nebel waren im 32mm 85° Okular formatfüllend zu sehen. Holgi und ich wechselten des öfteren die Filter, mit dem 2“ UHC hatte wir fast immer den schönsten Anblick. Und dann natürlich noch die ganzen Kugelsternhaufen im mittleren Teil unserer Milchstraße…

In der ersten Woche, bevor es auf Safari ging wurde mit dem Tele und der DSLR die bunte Vogelwelt rund um die Farmgebäude abgelichtet. Mein, mich immer begleitender Hund Bulli, verjagte da aber leider den einen oder andern Vogel. Ansonsten holte er mich morgens immer ab und legte sich auch nachts unter meinen Kartentisch, was sehr angenehm war, wenn man von weitem die Kojoten heulen hörte.

Im Aufenthaltsraum gab es auch die Möglichkeit einen Kaffee oder eine Suppe heiß zu machen. Da es nachts auch schon auf 5° ging war man über das Feuer am offenen Kamin auch froh, was auch Bulli mit seinem Schnarchen kund tat. Hottie fragte auch immer wieder ob wir mit wollen entweder die Farm kontrollieren, oder den Nachbar besuchen oder zum Einkaufen nach Vryburg. Da nach der zweiten oder dritten Pause nachts noch gerne ein Bier oder ein Rotwein zum Abschluss getrunken wurde, mussten wir unseren Vorrat im Auge behalten.Was nachts auch sehr angenehm war, wenn man Teleskope, Okulare und Karten einfach stehen lassen kann, es gibt keine Feuchtigkeit. Nur ein Deckel auf den Spiegel wegen des Staubes.

Als in der zweiten Woche der Mond immer heller wurde, machten wir uns nachmittags auf den Weg Richtung Pilanesberg-Nationalpark. Die 200 km Strecke von unserer Farm aus führte uns kurz vor Erreichen des Parks an einem Gebiet vorbei das ein bisschen an unser Ruhrgebiet erinnert, es handelte sich um Platinminen.

Hottie hatte schon Zimmer in einer Lodge reserviert, damit wir morgens um 6.00 Uhr ausgeruht mit der Safari beginnen können. Leider hatte auch hier ein Feuer gewütet, sodass wir gar nicht sicher waren ob der Park auch öffnet. Wir hatten Glück und einen offenen Eingang gefunden. Und schon kurz nach dem Einfahren in den Park kreuzte ein Leopard unseren Weg. Keine 20 Minuten später sahen wir am Hang einen Löwen beim Frühstück eines Zebras. Ich war ganz schön überwältigt was wir da zu sehen bekamen. Im Park gab es einen großen und mehrere kleinere Seen, außerdem Haltestellen an denen man aussteigen durfte und in einen abgesperrten Bereich gehen konnte. Entweder eine Beobachtungshütte oder ein Picknickplatz mit Grillstelle. Da grillen wegen dem letzten Feuer verboten war hat Sarah in der Kühlbox ein leckeres Vesper dabei gehabt, Kaffee und Bier war natürlich auch dabei. An so einer Beobachtungshütte sind wir keine 6 Meter an an Land grasenden Nilpferden mit Jungtieren vorbeigekommen, da wurde einem schon ein bisschen mulmig.

Im Park gab es aber auch Berge und weite Ebenen mit Grasland. In den verbrannten Gebieten fanden sich auch Tiere was schon teilweise surreal aussah. Elefanten knabberten an den vom Feuer aufgeplatzten Akazienbäumen herum, der bis zu 1.30 m große Sekretärvogel und die bis zu 1.50 m große Riesentrappe suchten nach verendeten Kleinlebewesen.

Hottie fuhr kreuz und quer auch am nächsten Tag bis zum Nachmittag mit einer Sicherheit und viel Erfahrung wo was zu finden war. Danach ging es wieder auf die Farm mit traumhaften Erlebnissen, mit denen ich eigentlich nicht gerechnet habe.

Noch einen Tag ausspannen, mit Holgi und der Kamera um die Farm ziehen, die Steaks genießen und schon wieder Packen.

Vielen Dank Familie Oberholzer,

Mike.

Wer noch Lust auf mehr Bilder mit höherer Auflösung hat … dem kann hier geholfen werden:

Rund um die Farm

Auf Safari – Pilanesberg

18-Zoll-Dobson vor wolkenbeleuchtetem Sonnenuntergang

Beobachtungsabend für den NABU und die VHS Winnenden

Am Freitag den 06.10.2023 fand die Veranstaltung in Bürg statt, Treffpunkt war der Wanderparkplatz zwischen Stöckenhof und Bürg.

Mike und Gerd hatten jeweils ihren Dobson (18 bzw. 16 Zoll Öffnung) dabei, zur ‘moralischen Unterstützung’ war auch Steffen noch mit von der Partie.

Nachdem der Wetterbericht eigentlich die ganze Woche recht positiv war zogen im Laufe des Freitags dichte Wolken auf, und die Zuversicht, dass die Führung stattfinden würde, schwand zusehends – allerdings bestand noch die Chance auf eine Wolkenlücke ab etwa 21:00 Uhr.

In Erwartung dass trotz der schlechten Bedingungen ein paar Leute auftauchen würden sind die Spiegelteleskope aufgebaut worden – um wenigstens Fragen zu den Geräten und ihrer Funktion beantworten zu können.

Pünktlich zum Termin fanden sich 8 Erwachsene und 3 Jugendliche ein. Am Beobachtungsplatz wurden zunächst die Geräte und ihre Funktion erklärt, anschließend fanden angeregte Gespräche über allgemeine Themen wie die Lichtverschmutzung, unser Sonnensystem und die riesigen Entfernungen statt und es wurde über die Fotografie in der Astronomie gesprochen, als plötzlich doch die ersten Sterne zu sehen waren!

Darunter Mizar, der zweite Deichselstern im großen Wagen, der für die Kenner als Augenprüfergilt. Ganz dicht daneben, und nur bei guter Himmelsqualität, lässt sich ein kleiner Begleitstern, das sogenannte Reiterlein (Alcor) erkennen. Beim Blick durchs Okular waren die Gäste erstaunt, dass sich da noch viel mehr Sterne im Gesichtsfeld tummelten.

Die Wolken verzogen sich zusehends und wir konnten Galaxien, Kugelsternhaufen, Planetarische Nebel und vieles mehr beobachten. Zu der Auswahl aus dem Messier Katalog, die die Teilnehmer zu sehen bekamen, gehörten M13 und M92 im Herkules, M57 in der Leier und M31 in der Andromeda.

Für die meiste Begeisterung sorgten aber die zwei hellen Planeten Saturn und Jupiter, die beide bei höheren Vergrößerungen gezeigt werden konnten.

Nach etwa 90 Minuten begannen leider doch wieder Schleierwolken den Blick auf den Himmel zu verdecken, und die Veranstaltung wurde offiziell beendet.

Dass es doch noch zu so einem schönen Abschluss kam freute nicht nur uns, den Eindruck hatten wir, als sich die Gäste nach und nach verabschiedeten.

Visuelle Erfassung und Zeichnung der Marsrotation

2015 brachte mich ein Freund zur visuellen Astronomie und ich schloss mich den „Backnanger Sternguckern“ an. 2016 folgte das erste eigene Teleskop, leider etwas zu spät um damit die Marsopposition 2016 beobachten zu können. 2018 war endlich die erste Gelegenheit für eigene detaillierte Marsbeobachtungen, die jedoch wie allseits bekannt aufgrund der einsetzenden Staubstürme größtenteils „im Sande verlief“.

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