Historische Sternwarte in Ochsenhausen

Über ganz andere Fragestellungen, als den astronomischen, bin ich etwa 2010 auf Hinweise zu einer Sternwarte in der Benediktinerabtei Ochsenhausen gestoßen. Mehrmals nahm ich den Anlauf, eine Führung für interessierte Backnanger Sterngucker zu organisieren. Am 23. Juni 2018 war es dann so weit. Eine Gruppe von sieben Personen aus unserem Kreis machte sich auf die Reise ins Oberschwäbische.

Die angemerkten Hinweise sind in Georg Geisenhofs kleiner Schrift, verlegt im Jahr 1829, über die Geschichte des Klosters Ochsenhausen enthalten. Nähere Angaben und Hinweise zur Beschaffung findet ihr im Abschnitt „Weiterführende Literatur“ am Ende des Artikels. Geisenhof (geb. 1780 in Vils, Tirol, gest. 1861 in Unterkirchberg bei Ulm) war bis zu Säkularisation 1803 selbst Mönch des Klosters und war somit Zeitzeuge dieser unruhigen Zeit.

Bei dieser Sternwarte des 18. Jahrhunderts dürfen wir zum Vergleich nicht unsere heutige Vorstellung eines astronomischen Observatoriums vor Augen führen. Im ausgehendenden 18. Jahrhundert war es wichtig, die Himmelsmechanik und die Positionen der Gestirne immer genauer zu ermitteln. Der letzte Beweis für das heliozentrische Weltbild stand noch aus und man hoffte, diesem mit immer präziseren Instrumenten näher zu kommen. Zudem erforderte die Kartografie und Landvermessung immer genauere Fixpunkte für die Triangulation. Auch dafür dienten zu jener Zeit die Sternwarten. Als angewandte Wissenschaft diente die Astronomie auch der Navigarion zum Beispiel auf hoher See. Selbst heute noch werden Marineoffiziere in den alten Methoden der Positionsbestimmung ausgebildet. Natürlich nur für den Fall, dass GPS ausfallen sollte.