Müde vom Wände spachteln der Wohnzimmer-Baustelle wagte ich einen Blick nach
draußen. Irgendwie sah es heute etwas klarer aus und eine gewisse Nervosität breitete sich
in mir aus. Soll ich?
Mal sehen, was Meteoblue sagt:
BESTES SEEING, KEINE WOLKEN und… jetzt aber nichts wie Raus in den Garten.
Schnell wurde aufgebaut, wieder rein um etwas zu essen, schnell die dicken Sachen
angezogen und noch ein kurzes „Gute Nacht, bis morgen früh“ zu meiner Frau.
Es war 21 Uhr und ich erhaschte noch einen Blick auf Jupiter, der aber durch Geäst und
seine Horizontnähe ein eher klägliches Bild abgab. Immerhin das dunkle Band und die 4
Monde wabbelten im Okular bei 200-fach. Am Mond benötige ich eigentlich immer einen Graufilter. Er (Es?) hat mittlerweile einen festen Stammplatz im Filterschieber gefunden. Obwohl sich grade mal eine 15%- Sichel zeigte, was das Teil sehr nützlich. Nun, Meteoblue hatte wohl geflunkert und die Krater tanzten im 10,5mm Pentax ordentlich Ballet.
Venus war als halbe Scheibe zu sehen und eine Kugelform zu erahnen. Das ließ mich ein
bisschen hoffen. Mars wollte ich mir für den Schluss aufheben
M42 mit einem prüfenden Blick auf „E“ und „F“ bilden, wie so oft in dieser Jahreszeit, den
Einstieg in die DS-Spechtelei. Die Sichtung der beiden schwachen Nachbarn der 4 Trapezsterne war aber ein sicheres Indiz für eine brauchbare Nacht.
Garradd hab ich an diesem Abend leider vergeblich gesucht. Allerdings hatte ich auch keine Karte. Irgendwo im vorderen großen Wagen, erinnerte ich mich. Nun ja…
Immerhin huschten bei der Suche mit dem 8×30 Karl-Zeiss immer wieder M81 und M82 durchs Gesichtsfeld und riefen nach mehr. Die beiden geben ein schönes Bild im 14,5 mit dem 30mm Widescan bei 70-fach ab. Später auch mit mehr Vergrößerung. Besonders M82 fesselt das Auge mit faserig dunklen Strukturen im Kern.
Eulennebel (M97) und M108 folgten.
Der Ausflug zum Katzenaugennebel, knapp über dem Dach unseres Hauses enttäuschte
mich etwas und leitete bald den Schwenk zum Eskimonebel in den Zwillingen ein. An ihm verbringe ich meist viel Zeit und tastete mich langsam an die optimale Vergrößerung heran. Ein schöner heller innerer Ring um einen feinen Zentralstern.
Der PN in M46 ist nicht schwer zu finden, wenn man mal weiß, wo und nach was man
suchen muss.
Das kann man von Jones Emberson 1 (PK 164+31.1) nicht gerade sagen. Der zeigte sich
mir bisher nur ein einziges Mal (in Kärnten), sehr schwach und flächig.
M51 stand mittlerweile schon recht hoch und lockte mich. Mit ausgeprägten Spiralarmen und der Brücke ein richtiger Augenschmaus im 14,5-Zöller.
Das war schon ganz was anders, als am Samstag in Backnang…
Mit der Dunkeläugigen M64 als Einstisg in den Virgohaufen begann die Beobachtung in
Richtung Süd-Ost. Markarians Chain ist ja noch gut auszumachen. Die ganzen Galaxien drumherum stiften dann aber ordentlich Verwirrung, weil sie sich in dem ganzen Gewusel
kaum identifizieren lassen wollen.
Beim Anblick von NGC 4565 sind aber alle GOTO-Ambitionen schnell wieder vergessen. Der
schmale helle Streifen schimmert durch das 30er Kokusai und umschließt eine feine dunkle Linie in Kernnähe.
Bei 145-facher Vergrößerung reicht der helle Streifen beinahe über die ganzen 65° des 14er
Pentax XL. Er offenbart ein Staubband, welches etwas außermittig durch den Bulge läuft und einen sogar glauben macht, etwas Struktur erkennen zu können.
So, jetzt aber Mars. Gleich mal eben mit dem 7er draufgehalten und gleich nach der spürbaren Pupillenverengung versucht, das orangene Ding scharf zu bekommen. Nach mehrmaligem Wechsel auf 200-, 340- und 400- fach, fiel die Wahl dann doch zugunsten der 300-fachen Vergrößerung im 7er XL aus. Ich hatte mich entschlossen, mir Zeit zu nehmen und die stillen Momente in den Luftschichten abzuwarten. Die kamen dann auch ab und an und zeigten scharf abgegrenzte graue Bereiche auf der Oberfläche. An der unteren Seite (etwa auf 7 Uhr im Okular) zeigte sich eine leuchtend weiße Stelle, die auf eine vereiste Polkappe hinweist. Die gegenüberliegende Aufhellung konnte ich aber nicht sicher als Eis deuten. Zumal ich auch am linken Rand bläulich weiße Bereiche wahrnahm.
Es war gegen 23:45 Uhr als meinem Dobson auf den vierten Planeten dieses Abends zielte.
Ich hatte wegen der Horizontnähe nicht viel vom Saturn erwartet – und auch nicht viel
bekommen. Immerhin die Cassiniteilung war gut zu erkennen.
Der langsam eindringenden Kälte und den immer häufiger werdenden Gähnattacken opferte ich kurz darauf ein laut gedachtes „So, Feierabend“
Dankbar für den Heimvorteil, fand ich mich dann auch schon um Mitternacht in meinem Bett wieder. Die Gedanken über meine visuelle Vorliebe für Planetarische Nebel und der Wunsch, beim nächsten Mal nicht nur „Standardkerzen“ gucken wollen, ließen mich dann auch bald eindämmern.
Viele Klare Nächte, Dennis H.